Zeichen der Zeit

Beim Bummel durch einer mir seit Jahren vertrauten Straße unserer Stadt, etwas abgelegen von den Hotspots, stimmten mich die Hinweisschilder dreier Läden nachdenklich. Ein Handtaschen- und Lederwarenladen schließt nach 60 Jahren. Die Besitzer gehen in Rente und es findet sich kein Nachfolger. Eine Damenboutique macht nach 40 Jahren Schluss und ein weiteres Bekleidungsgeschäft schließt ebenfalls. Was wird nun kommen? Was ist überhaupt noch an Läden im Einzelhandel in Geschäftsstraßen mitten in einer Wohngegend gefragt, in einer Zeit, in der die meisten ihre Bekleidung, Bücher, Technik etc. über das Internet bestellen? Und wenn man mal altmodisch bummeln geht, dann doch eher dort, wo man Einkaufszentren und Kaufhäuser findet. Die gut sortierten Supermärkte mit ihren Frischetheken haben bereits vor Jahren dafür gesorgt, dass viele Fleischereien, Feinkost- oder Gemüseläden aus unserem Straßenbild verschwunden sind. Stattdessen findet man in jener Straße drei Läden, in denen sich jeweils ein anderer Mobilfunkanbieter präsentiert und man fragt sich, ob diese Art Läden in einer Straße mitten in einer Wohngegend sinnvoll erscheinen. Neben der drei Mobilfunkanbieter erfreut man sich dort unter anderem an vier Apotheken, drei Optikern, drei Nagelstudios und immerhin drei Bäckereien. Von Vielfalt im eigentlichen Sinn, kann hier nicht die Rede sein.

Doch wollen wir nicht klagen. Diese Entwicklung haben wir, die Konsumenten und Kunden zu verantworten. In einer Zeit, in der wir es vorziehen, alles bequem am heimischen Computer online zu bestellen und wenn wir einkaufen gehen, es gern alles in einem Laden beieinanderhaben. Diese Gewohnheit lässt halt keinen Raum für den Einzelhandel in einer Wohngegend. Das sind die Zeichen der Zeit. Wir können es hinnehmen oder unser Kaufverhalten ändern. Jammern und klagen hilft hierbei nicht. Auch im Hinblick auf die derzeit allgegenwärtige Diskussion des Klimawandels, stehen wir in der Verantwortung daran etwas zu ändern. Wollen wir die Straßen weiter mit den Lieferfahrzeugen der Paketdienste verstopfen und immense Verpackungsmaterialen in Umlauf schicken? Diese Frage muss jeder für sich persönlich beantworten. Auf die Straße gehen und sich für unser Klima stark machen ist die eine Sache, sein Konsumverhalten der Umwelt zu liebe zu ändern ist die andere und erfordert mehr Nachhaltigkeit. In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten!

 

Claudia Lekondra