Urlaub, die schönsten Tage im Jahr!

Ihre schönsten Tage im Jahr, damit werben Reiseveranstalter sowie Reiseportale im Netz und schüren mit dieser Aussage eine Erwartungshaltung, die dem einen oder anderen sicher schon die eine oder andere Enttäuschung beschert hat. Kein Wunder; die schönsten Tage im Jahr!? Mit dieser Aussage lehnt man sich schon weit aus dem Fenster, wie man so schön zu sagen pflegt.

Sicher, optimal, wenn die Tage des Urlaubes mit zu den schönsten Tagen im Jahr gehören, aber erwarte ich oder will ich, dass es die Schönsten des Jahres sind?

Das Jahr besteht in der Regel aus 365 Tagen, sprich aus 52 Wochen. In unserem Land machen die Leute durchschnittlich sechs Wochen Urlaub im Jahr. Gehen wir von 52 Wochen im Jahr aus, würde das bedeuten, dass 46 Wochen und somit 322 Tage keine Chance haben, die schönsten Tage im Jahr zu werden?!

Also ich gebe allen Tagen des Jahres die Chance, einer der Schönsten des Jahres zu werden. Da habe ich nun meinerseits eine gewisse Erwartungshaltung. Die Erwartung, dass sich die schönsten Tage des Jahres über das Jahr verteilen und auch im besten Falle mehr als sechs Wochen ausmachen. Würde es doch auch im Umkehrschluss bedeuten, dass die  Leute, die keinen Urlaub machen und ein Jahr durcharbeiten (ob nun freiwillig oder gezwungenermaßen), gar nicht erst die Chance haben, die schönsten Tage zu erleben?

Und wie verhält es sich damit, dass Urlaub einen manchmal vor unerwartete Herausforderungen stellt und somit von den schönsten Tagen des Jahres nicht mehr die Rede ist, sondern vielmehr davon, wie übersteht man den Urlaub? Wenn man auf einmal feststellt, dass, wenn man täglich 24 Stunden miteinander verbringt, sich nicht mehr wirklich etwas zu sagen hat? Wenn man im Urlaub erfahren muss, dass man sich auseinander gelebt hat und der andere einem fremd geworden ist. Entwicklungen der Kinder im Alltag an einem vorbei gerauscht sind und sie einem teilweise merkwürdig entrückt erscheinen?

Aber natürlich geht es auch anders. Man ist 24 Stunden glücklich, seine Lieben nun ständig um sich zu wissen und wünschte, dass es immer so weiter ginge (naja immer ist dann jetzt doch etwas dick aufgetragen. Sagen wir, halt in den Wochen des Urlaubes.)

Wenn man zum einen seine Erwartungshaltung zurückschraubt, sich zum anderen mit dem Gedanken anfreundet, dass so ein Urlaub auch eine wahre Herausforderung für das Miteinander werden kann und man auch - wenn es im Urlaub nicht alles so perfekt läuft - gewillt ist, das Beste aus dem Urlaub zu machen, hat man gute Chancen, dass es jedenfalls nicht die schlimmsten Tage des Jahres werden.

In diesem Sinne, all denen, die ihn noch vor sich haben: Einen gelungenen Urlaub!

 

Claudia Lekondra