Today is life, tomorrow never comes…

 

 

Today is life, tomorrow never comes…

 

dieser Satz prangt auf einer Mauer direkt am Meeresufer von Matala, dem einstigen Hippiedorf der sechziger und siebziger Jahre im Süden der griechischen Insel Kreta. Geschrieben wurde dieser Satz vor Jahrzehnten von einem griechischen Fischer. Der Fischer ist längst verstorben, er ist nicht besonders alt geworden, aber sein Satz ist geblieben.

Das Leben ist heute, ein Morgen wird es nicht geben! Immer mal wieder erreichen einen Nachrichten über den Tod eines Menschen, der viel zu früh aus seinem Leben gerissen wurde. Die Nachricht über den Tod eines Menschen, ob man ihn nun privat kannte oder er eine Person des öffentlichen Lebens war, erschüttert, auch wenn der Mensch im gesegneten Alter aus dem Leben scheidet, aber immer wenn es um Menschen geht, die aus dem Leben scheiden und eben kein gesegnetes Alter erreichen durften, stimmt es einen besonders nachdenklich.

So letzte Woche zum Beispiel die Nachricht über den plötzlichen und unerwarteten Tod von Roger Cicero. 45 Jahre, ein Alter bei dem noch keiner ans Sterben denkt, ein Alter, wo man glaubt mitten im Leben zu stehen. Dieses Gefühl, dem man sich nicht entziehen kann, dass diese Menschen um etwas betrogen wurden. Um einen Teil ihres Lebens.

Auch ich musste mich in meinem Leben von Menschen verabschieden, die viel zu früh aus dem Leben gingen und wenn einen eine solche Nachricht erreicht, ist man ihnen wieder ganz nah.

Man fragt nach dem „Warum“ und wird nie eine Antwort erhalten. Was für einen selber bleibt, ist das Bewusstsein, dass das Leben nicht unendlich ist und dass man Dinge, die einem wichtig sind, nicht aufschieben, sondern umsetzen, leben, fühlen und auch begreifen sollte. Das Leben ist zu kostbar, um es mit Dingen zu füllen, die einem nichts bedeuten. Man hält inne und nimmt sich vor, bewusster zu leben, mehr Zeit mit den Menschen und Dingen zu verbringen, die einem wirklich wichtig sind im Leben.

Aber man weiß auch, dass der Alltag diese Gedanken und diese guten Vorsätze oft wieder in den Hintergrund drängt. Dabei sind wir es den Menschen, die viel zu früh gehen mussten, schuldig. Wir sind es ihnen schuldig, inne zu halten und ein Stück weit ihr Leben mit zu leben.

 

Als ich letztes Jahr am Strand von Matala lag, hatte ich jeden Tag den Satz des griechischen Fischers vor Augen: Today is life, tomorrow never comes! Und jeden Tag kam diese Botschaft aufs Neue bei mir an und als ich abreiste, da hatte sie sich in die Tiefe meines Bewusstseins verankert.

 

Claudia Lekondra