Dafür setzen wir uns ein


Claudia Lekondra, Gründerin und Buchautorin des henkeverlag berlins.

 

Im Interview

 

Frau Lekondra, wofür steht der henkeverlag berlin?

 

Der henkeverlag berlin ist als Brücke zwischen den Leserinnen und Lesern und meinen Büchern zu verstehen. Mir ist es wichtig, dass der Verlag ein Stück weit dazu beitragen kann, dass unsere stresserfüllte und hektische Gesellschaft einen Moment mehr innehält, den Atem anhält. Meine Bücher tragen alle eine Botschaft und sind mit Herz geschrieben. Das überträgt sich auf die gesamte Arbeit des Verlages. Gemeinsam mit dem Team möchten wir für unsere Leserinnen und Leser, aber auch allgemein Interessierte, eine offene Tür darstellen. Wir bieten eine offene Kommunikation an und interessieren uns für die Meinung aller.

 

 Sie sprechen davon, dass all ihre Bücher eine Botschaft tragen. Wie lautet diese?

 

Jedes meiner Bücher trägt seine eigene Botschaft. Es gibt keine allgemeingültige Botschaft für alle Bücher. Nach der Wende habe ich oft gespürt, dass das Verständnis für ein Leben in der Diktatur den Menschen im Westen der Republik oftmals fehlt, verständlicherweise. In meinem Roman "Brüder und Schwestern" setze ich mich mit der immer wieder gestellten Frage im Zusammenhang unserer deutschen Geschichte auseinander: Wer ist Opfer, wer ist Täter? Oder: Findet man Opfer und Täter in einer Person? Wie lebt es sich in einer Diktatur? Aus der Distanz betrachtet ist es immer einfacher, Täter und Opfer auszumachen, Menschen dafür moralisch zu verurteilen, wenn man glaubt, in ihnen die Täter zu erkennen. Wenn ich es schaffe, dass der Leser zeitweilig das Gefühl zulässt, dass die offensichtlichen Täter doch phasenweise auch als Opfer zu betrachten sind, wäre meine Botschaft angekommen. Wer dann letztendlich Täter oder wer Opfer ist, muss jeder Leser für sich selbst beantworten, ich möchte ihn nur heranführen.

In der Geschichte "Ein Schiff am Horizont" geht es um das Leben und was wir daraus machen oder oftmals nicht machen. Ich möchte, dass der Leser mit dieser Geschichte dazu angeregt wird, über sich und sein Leben nachzudenken. Das Buch soll den Lesern ein positives Lebensgefühl vermitteln.

Im Buch "Weder Himmel noch Hölle" soll sich der Leser von der Geschichte mitreißen lassen. Mit unterschiedlichen Gefühlen wie Wut, Trauer, Angst und Freude, die zum Leben dazugehören. Wenn all diese Gefühle bei den Lesern abwechselnd aufkommen, habe ich das erreicht, was ich mit dieser Geschichte erzählen wollte.

Der im Jahr 2002 erste veröffentlichte Roman „Und nichts die Stunde uns wiederbringen kann“ ist nach wie vor etwas ganz Besonderes für mich, und mir war es ein Bedürfnis, ihn nochmal vollständig zu überarbeiten und „neu“ herauszugeben. Aus diesem Anlass wurde auch ein neues Cover gezeichnet. Das gleiche Thema, jedoch von einer anderen Künstlerin umgesetzt. Es war für mich eine interessante und spannende Erfahrung, in eine Geschichte der 80er Jahre abzutauchen, die ich in den 90er Jahren geschrieben habe und die zu dem Zeitpunkt, als sie entstand, nicht für eine Veröffentlichung gedacht war. Die Geschichte erweckte in mir ein Lebensgefühl vergangener Zeiten. Ein wirklich belebendes Gefühl, sich noch einmal von dem jugendlichen Idealismus mitreißen zu lassen und dann mitzuerleben, wie jener Idealismus der Realität des Erwachsenwerdens weicht. Aber schön, dass man es erleben durfte.

 

 "So ist das Leben, man muss die Herausforderung annehmen."

 

Wie entstehen Ihre Geschichten, woher stammen die Ideen?

 

Schon seit Kindertagen liebte ich es, meinen Fantasien freien Lauf zu lassen, mich fortzudenken, mich in andere Menschen hineinzuversetzen, Daraus entstanden meine Romanfiguren, indem ich gedanklich begann, mich in deren Leben "reinzuleben". Über Dinge schreiben, die man selbst nicht erlebt hat, funktioniert, wenn man ein sicheres Gespür für Menschen hat. Wenn man gern und oft das Miteinander beobachtet und die Zwischentöne wahrnimmt, nimmt man viele Nuancen wahr, die bei der Entwicklung der Geschichten helfen. Oftmals eröffnen sich für mich ganz neue Perspektiven, wenn ich sehe, wie meine Figuren auf gewisse Dinge reagieren oder wie sie mit Dingen umgehen. Beim Schreiben ist es immer ein wenig, als verlasse ich meine reale Welt und tauche in eine Zwischenwelt, die nur so lange existiert, wie die Geschichte zu erzählen ist.

 

"Wann daraus dann die Idee zum Roman entsteht? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Irgendwann ist sie einfach da."